Reihe zum 75jährigen Bestehen der Rottweiler CDU

Appell: Verantwortung übernehmen, bei den Kommunalwahlen kandidieren

Aus Anlass seiner 40jährigen CDU-Mitgliedschaft reflektiert Adelbert Hugger, langjähriger Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rottweiler Gemeinderat, im Gespräch sein Engagement und die dabei gewonnenen Erkenntnisse.

Zentrale Entscheidungen und prägende Persönlichkeiten

In die Anfangszeit seiner Stadtratstätigkeit fiel, so erinnert sich Adelbert Hugger, der Umbau des Hallenbads zum Aquasol. Überhaupt habe er die Arbeit im Bauausschuss immer mit großem Interesse betrieben. Prägende Personen der Rottweiler Kommunalpolitik seien der damalige Oberbürgermeister Dr. Michael Arnold und Bürgermeister Werner Guhl gewesen. Sie hätten insbesondere den Verkauf der EnBW-Aktien zur Entschuldung der Stadt bewerkstelligt und damit neue Handlungsspielräume eröffnet. In dieser Zeit sei auch die Stadtverwaltung umstrukturiert worden. Als weitere bedeutende Maßnahmen nennt Hugger die Umwandlung der Stadtwerke in eine GmbH und die Gründung des Eigenbetriebs Stadtbau. Von hoher struktureller Bedeutung sei der Bau der Nordumgehung gewesen, der nicht zuletzt durch die guten Verbindungen Arnolds in die Landes- und Bundespolitik erreicht worden sei.

Wichtige Elemente der Stadtratstätigkeit

Adelbert Hugger erinnert sich, dass die Debatten im Stadtrat am Anfang seiner 32jährigen Mandatszeit zeitweise mit heftigen Auseinandersetzungen durchsetzt waren. Allerdings seien dann bei einer „Nachsitzung“ in einem Lokal die Atmosphäre bereinigt und die Fronten entspannt worden. Als wichtige Maßnahme für die Arbeitsfähigkeit des Gremiums sieht er die Abschaffung der Unechten Teilortswahl, weil sich dadurch die Mitgliederzahl von bis zu 45 auf 26 vermindert habe.

Ein bitterer Nachgeschmack sei von der Diskussion um den Gefängnisstandort geblieben. Nachdem das Land die lange vorgesehene Fläche am Stallberg überraschend verworfen habe und statt dessen das Bitzwäldle bei Zepfenhan ins Blickfeld gerückt sei habe sich eine aufgeheizte Stimmung und eine hoch emotionalisierte Diskussion entwickelt, in die kein Zugang mit rationalen Argumenten mehr möglich gewesen sei.

Nach „falschen“ Entscheidungen dieser Zeit gefragt, betont Hugger: „Entscheidungen müssen immer dann fallen, wenn sie anstehen.“ Dabei seien alle zu diesem Zeitpunkt bekannten Einflussgrößen in die vorherige Abwägung einzubeziehen. Als „falsch“ dürfe man im Nachhinein solche Beschlüsse nur bezeichnen, wenn sie nicht alle relevanten Gesichtspunkte berücksichtig hätten.

Persönliche Motivation und Interessen

Adelbert Hugger versteht sich als lebenslang Lernender. Auch in seinen vielfältigen Engagements sah und sieht er die Möglichkeit, etwas zu lernen und Erfahrungen zu gewinnen, was anderweitig nicht oder nur schwer möglich sei. Um geistig rege zu bleiben, habe er verschiedene Fortbildungen absolviert. Die dabei unter anderem genutzten Funkkollegs könne man durchaus als Einstieg in die Multimedia-Welt verstehen. Sein Interesse an sozialen Fragen kommt in der Unterstützung der Wärmestube und die 5jährige Tätigkeit als Jugendschöffe zum Ausdruck. Der Einsatz für die Rottweiler Zünfte dokumentiert die Neigung zu Themen der Geschichte und der Brauchtumspflege. Eine besondere Leidenschaft gilt der Kunst, die weit über die Werke seiner verstorbenen Frau Elisabeth hinausgeht. Davon zeugt eine beeindruckende Sammlung mit Werken vor allem zeitgenössischer Künstler. Die seit vielen Jahren regelmäßigen Frankreich-Urlaube zeigen auch Huggers Bemühen, immer wieder „über den Tellerrand“ hinauszuschauen. Und nicht zu vergessen gehört Wandern zu seinen wichtigsten Bewegungsformen. Einmal im Jahr 10 bis 14 Tage mit dem Rucksack ein größeres Ziel anzusteuern, ist das Programm.

Verantwortung für die Gemeinschaft

Er habe gerne Verantwortung übernommen, betont Adelbert Hugger, diese dann aber auch richtig wahrnehmen wollen. Wichtiges Rüstzeug dafür sei ihm aus der Tätigkeit als Jugendleiter in der katholischen Kirche erwachsen. Wichtig war ihm: „Übernahme von Verantwortung geschieht immer auf Zeit.“ Deshalb habe er auch im Jahr 2012 nach 32 Jahren das Stadtratsmandat aufgegeben.

Aus dieser langjährigen Erfahrung könne er die Menschen nur ermutigen, sich für eine Kandidatur bei den im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen zur Verfügung zu stellen. Dabei gehe es einerseits darum, seinen Sachverstand in die Gremienarbeit einzubringen. Andererseits profitiere man mit einem unschätzbaren Zugewinn an Kenntnissen und Erfahrungen.

Blick auf die CDU

Irritiert zeigt sich Adelbert Hugger über die Kritik an der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese habe immer gewissenhaft nach der besten Lösung gesucht, weshalb gerade die Anwürfe aus den eigenen Reihen besonders befremdlich seien.

Beeindruckt hat ihn auch der langjährige Bundestagsabgeordnete Volker Kauder, nicht zuletzt weil er trotz hoher Funktionen in der Bundes- und Landespolitik eine unglaubliche Präsenz im Wahlkreis gezeigt habe.

Für die Zukunft wünscht sich Adelbert Hugger, dass die CDU die Partei der Sozialen Marktwirtschaft bleibt und der Gefahr widersteht, sich nach rechts zu orientieren.

Steckbrief

Adelbert Hugger

  • Jahrgang 1947
  • Kaufmann
  • CDU-Mitglied seit 1983
  • Stadtratsmitglied von 1980 bis 2012
  • Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion von 1988 bis 2001
  • Vorsitzender der CDU Stadtratsfraktion von 2001 bis 2012
  • Erster ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters von 2004 bis 2012
  • 11 Jahre Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins
  • 35 Jahre Mitglied im Aufsichtsrat der Volksbank, davon 19 Jahre als Vorsitzender
  • 14 Jahre Stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung
  • 31 Jahre Ausschussmitglied beim Forum Kunst
  • Seit 2004 Zunftmeister der Krämer- und Glaserzunft und Sprecher der Rottweiler Zünfte
Foto: Baumgartner

Foto: Adelbert Hugger

Rottweiler unter sich: Adelbert Hugger mit einem Werk von Holger Rabenstein