„Den Blick aufs Ganze nicht verlieren!“

Günter Posselt gibt Einblicke in die Zeit seines politischen Engagements

Nach 23 Jahren Mitgliedschaft im Rottweiler Gemeinderat ist Günter Posselt in der Mitte des Jahres auf eigenen Wunsch aus dem Gremium ausgeschieden. Aus diesem Anlass schilderte er dem Vorstand des CDU-Stadtverbands einige Eindrücke aus seinem Engagement.

Als Günter Posselt 1999 in den Stadtrat gewählt wurde, amtierte noch Oberbürgermeister Michael Arnold, in dessen Ägide wichtige strukturelle Entscheidungen gefallen seien. Den Bau der Nordumgehung habe man nicht zuletzt dadurch erreicht, dass Arnold über die CDU mit wichtigen Entscheidungsträgern auf Landes- und Bundesebene gut vernetzt gewesen sei. Dieses Projekt habe die Stadt vom Durchgangsverkehr entlastet und die Einrichtung der Fußgängerzone in der Oberen Hauptstraße ermöglicht.

Als die spektakulärste Entscheidung der letzten Jahre nennt er, dass der Gemeinderat die planungsrechtlichen Grundlagen für den TKE-Testturm geschaffen habe. „Wegweisend“ sei, so Posselt, der „gelungene Spagat zwischen Historie und Moderne“. Als „beispielgebend“ könne man auch das Verfahren und vor allem dessen relativ kurze Dauer ansehen.

Auf ganz andere Weise habe die Diskussion über den Bau der Justizvollzugsanlage (JVA) Spuren im Gedächtnis hinterlassen. Teilweise ins Persönliche gehende Anfeindungen seien besonders aufreibend gewesen

Zum Zusammenspiel der kommunalpolitischen Akteure stellt Posselt fest, dass das Wissensgefälle zwischen Verwaltung und Gemeinderat deutlich größer geworden sei, was eine stärkere Stellung der Verwaltung nach sich ziehe. Als Zeiterscheinung bedauert er auch, dass man sich zu oft im Kleingliedrigen aufhalte und die großen Strukturen schlechter erkennbar seien. „Der Blick fürs Ganze darf nicht verloren gehen!“ So appelliert Günter Posselt mit Leidenschaft.

Als wichtigstes Anliegen möchte Günter Posselt Verwaltung und Stadtrat mit auf den Weg geben, dass Rottweil vor allem für Jüngere ein attraktiver Standort für Wohnen, Arbeiten und Leben bleibt. Junge Menschen, die andernorts teils hochqualifizierte Bildungsgänge absolvieren und zur Rückkehr in ihre Heimatstadt bereit seien, müssten dabei unterstützt werden, insbesondere durch die Möglichkeit eines Bauplatzerwerbs.

Diskussionsbedarf sieht Günter Posselt in der Funktion der Ortschaftsräte. Wenn sich teilweise nur noch so viele Personen zur Kandidatur bereitfänden, wie zu wählen seien, stelle sich ernsthaft die Frage der Existenzberechtigung. Der CDU-Vorstand wertet dies als aufrüttelnden Denkanstoß für die Kandidatensuche zur nächsten Kommunalwahl, aber auch als Appell, sich für eine Kandidatur zum Ortschaftsrat zur Verfügung zu stellen.

CDU-Stadtverbandsvorsitzende Miriam Kammerer hob hervor, dass Günter Posselt nicht nur zehn Jahre Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion gewesen sei, sondern auch von 2000 bis 2012 den CDU-Stadtverband geleitet habe. Für dieses herausragende Engagement dankte sie ihm und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Partei und die Stadt auch weiterhin von seiner profunden Erfahrung profitieren können.

Foto: Baumgartner

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Als Vorsitzender von Stadtverband und Stadtratsfraktion der Rottweiler CDU pflegte Günter Posselt (links) die Kontakte zur Bundes- und Landesebene (hier mit dem Landtagsabgeordneten Stefan Teufel).