Wolfgang Vater erinnert sich aus Anlass seiner 50jährigen CDU-Mitgliedschaft
Mit dem ehemaligen Mitglied des Rottweiler Stadtrats im Gespräch
Politisch „vorbelastet“ sieht sich Wolfgang Vater durch den Großvater mütterlicherseits, der vor 1933 dem Zentrum angehört habe und Mitglied im Rottweiler Gemeinderat gewesen sei. Wolfgang Vater selbst engagierte sich für die CDU zum ersten Mal bereits im Bundestagswahlkampf 1961, nachdem er von Siegbert Burkard gebeten worden war, beim Plakatieren mitzuhelfen. Dabei kam es auch zu einer denkwürdigen Aktion. Auf einem Großplakat beim Alten Kaufhaus war die UNO-Vollversammlung abgebildet, dabei auch der damalige Sowjetführer Chruschtschow. Nachdem dieser kurz zuvor mit dem ausgezogenen Schuh auf das Rednerpult getrommelt hatte, nagelten die Rottweiler CDUler einen alten Schuh auf das Plakat in der Stadtmitte.
Der Eintritt Wolfgang Vaters in die CDU 1970 fiel in eine Zeit, als es darum ging, für Rottweil den Kreissitz zu retten. In der damaligen Großen Koalition hatte die SPD nämlich das Konzept von Großkreisen verfochten, mit dem Rottweil nicht nur den Sitz des Landkreises, sondern auch alle Sonderbehörden verloren hätte. Nicht zuletzt dank Finanzminister Robert Gleichauf (CDU) aus Oberndorf konnte dies verhindert werden.
Im Jahr 1971 errang Wolfgang Vater ein Stadtratsmandat, das er zunächst bis 1980 innehatte. Nach einer familienbedingten Pause gehörte er nochmals ab 1989 fünf Jahre dem Rottweiler Gemeinderat an. Während in der ersten Phase (Oberbürgermeister Dr. Regelmann, CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Tschirdewahn) die Stadtsanierung in den Quartieren ein großes Thema gewesen sei, so berichtet er, habe man in der zweiten Phase (Oberbürgermeister Dr. Arnold, CDU-Fraktionsvorsitzender Helmut Spreter) intensiv über die Einführung der Fußgängerzone in der Oberen Hauptstraße debattiert. Vor allem die Freien Wähler hätten sich dagegen positioniert, weil sie von der damit verbundenen Aufhebung der damals bestehenden Einbahnregelung an der Predigerkirche einen Verkehrskollaps an dieser Stelle befürchteten. In diese Zeit fiel auch die gegen das Votum der SPD beschlossene Erschließung des Berner Felds als Industrie- und Gewerbegelände.
In der Gesamtschau bewertet Wolfgang Vater die früher bestehende Größe des Stadtrats mit 40 Mitgliedern als problematisch. Insoweit habe die Abschaffung der unechten Teilortswahl und die dadurch erreichte Reduzierung auf 26 Mitglieder eine Verbesserung für die Entscheidungsfindung mit sich gebracht. Insgesamt seien entgegen der allgemeinen Wahrnehmung die kommunalpolitischen Auseinandersetzungen in früheren Jahren durchaus heftiger gewesen als heute.
Zum Schluss noch ein Blick nach vorne. Wolfgang Vater wünscht sich Friedrich Merz als neuen Vorsitzenden der CDU Deutschlands und hält ihn auch für den richtigen Kanzlerkandidaten der Union. Der Bundesparteitag am 4. Dezember in Stuttgart wird dazu eine erste Entscheidung treffen.
Steckbrief
Wolfgang Vater
- Jahrgang 1938
- verheiratet, zwei Söhne
- Studiendirektor a.D.
- bis zur Pensionierung im Jahr 2001 am Gymnasium Oberndorf Lehrer und Fachabteilungsleiter für die Fächer Englisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde.
- Als „Historiker aus Leidenschaft“ (bis heute) langjähriges Ausschussmitglied im Geschichts- und Altertumsverein Rottweil, Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge zur Stadtgeschichte.
- ehemals über 40 Jahre aktiver Sänger in der Chorgemeinschaft Rottweil e.V
- von 1971 bis 1980 und von 1989 bis 1994 Mitglied der CDU-Fraktion im Rottweiler Gemeinderat
- 1971 – 1973 Stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbands, danach bis 1977 Beisitzer
- Vorstandsmitglied der Seniorenunion seit 2012 und dabei aktive Beteiligung an der Organisation von Bildungsreisen.
Foto: Baumgartner
Wolfgang Vater erzählt eine Anekdote aus dem Rottweiler Stadtrat, als es darum ging, Wohnbaugelände in der Nähe des Altstädter Friedhofs zu erschließen. Bedenken, die Menschen wollten doch hier nicht wohnen, begegnete Stadtrat Alfons Rückgauer („Altstadt-Schultes“) mit der Bemerkung, er wohne schon lange beim Friedhof und sei immer zufrieden gewesen. „Das sind die ruhigsten und angenehmsten Nachbarn, die man sich vorstellen kann.“