Plädoyer für eine lebendige Diskussionskultur in der CDU

Porträt des langjährigen Rottweiler Stadtverbandsvorsitzenden Wilhelm Rieber

Junge Union als politische Lernwerkstatt

Sein politisches Engagement begann Wilhelm Rieber in der Jungen Union (JU) in seiner hohenzollerischen Heimat in Hechingen, wo er auf Stadtverbandsebene Mitglied eines „kollektiven“ Vorstandes war. (Eine solche Zeitgeisterscheinung gab es Ende der 60er-, Anfang der 70er Jahre häufiger.) Nachdem durch die Gebietsreform im Wesentlichen aus den Kreisen Hechingen und Balingen zum 1. Januar 1973 der Zollernalbkreis gebildet worden war und daraus die entsprechenden Parteistrukturen folgten, wurde Wilhelm Rieber 1973 zum Stellvertretenden JU-Kreisvorsitzenden gewählt. Allerdings führte ihn sein Berufsweg noch im selben Jahr an die Kaufmännischen Schulen nach Rottweil, so dass er auch mit seiner JU- und CDU-Mitgliedschaft in unseren Kreis wechselte. Hier war er von 1976 bis 1980 Kreisvorsitzender der Jungen Union, die sich unter seiner Leitung immer wieder als kritisches Gewissen ihrer Mutterpartei bemerkbar machte. Außerdem gehörte Wilhelm Rieber von 1978 bis 1980 dem JU-Landesvorstand an.

In der Jungen Union sei, so sagt er selbst, das Hauptmotiv gewesen, politisch etwas bewegen zu wollen. Über diese Gemeinschaftserfahrung seien „Freundschaften fürs Leben“ entstanden.

Inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung des CDU-Stadtverbands

Von 1982 bis 2000 amtierte Wilhelm Rieber als CDU-Stadtverbandsvorsitzender in Rottweil. In dieser Zeit wurde das Mitgliederverzeichnis konsolidiert und damit eine stabile finanzielle Grundlage geschaffen. Für die Oberbürgermeisterwahl im Jahr 1985 empfahl die CDU Dr. Michael Arnold, der dann zwei Wahlperioden als Stadtoberhaupt wirkte. Als eine besonders bedeutende Entscheidung in dieser Zeit sieht Wilhelm Rieber den Verkauf der EnBW-Aktien, was der Stadt große finanzielle Spielräume verschafft habe.

Im CDU-Stadtverband kam vor allem die inhaltliche Arbeit nicht zu kurz. Beispielhaft sei die Veranstaltungsreihe zur Sozialen Marktwirtschaft im Jahr 1986 anlässlich des 40jährigen Bestehens der örtlichen Parteiorganisation genannt.

Auch gehörte Wilhelm Rieber von 1994 bis 2004 dem Kreistag an. Hervorstechende Entscheidung in dieser Zeit war nach seiner Auffassung der Verzicht auf den Bau einer Müllverbrennungsanlage bei Deißlingen, nachdem dieser ursprünglich schon einmal beschlossen worden war.

Mahnende Worte an die Partei

In der Rückschau auf eine nahezu 50jährige Mitgliedschaft kritisiert Wilhelm Rieber, dass die ohnehin schon zu geringe Bereitschaft zur Diskussion im Laufe der Zeit weiter gesunken sei. Gerade auf Kreisebene werde zu sehr ein Bild der Harmonie gepflegt. Kreisparteitage leisteten weder einen nennenswerten Beitrag zur politischen Willensbildung noch trügen sie zur Attraktivitätssteigerung der Partei bei.

„Ich wünsche mir eine CDU, in der man von unterschiedlichen Positionen ausgehend diskutiert und dann zu einer Einigung kommt.“ Um den Meinungsbildungsprozess voranzutreiben, gebe es genügend Themen. Allein die verschiedenen Auffassungen zur Sozialen Marktwirtschaft würden nach einer umfassenden Diskussion rufen. „Wir schaffen das! Wenn wir es wirklich wollen.“ lautet der Aufruf von Wilhelm Rieber, dessen Stimme seine Zweifel aber nicht ganz verhehlen kann.

Steckbrief

Wilhelm Rieber

  • Jahrgang 1946
  • verheiratet, zwei erwachsene Söhne
  • Diplom-Kaufmann, Oberstudiendirektor a.D.
  • Von 1991 bis 2011 Leiter der Nell-Breuning-Schule (kaufmännische und sozialpflegerische Schulen)
  • Nach der (planmäßigen) Pensionierung seit 2012 ehrenamtlicher Vorstandssprecher der Kunststiftung Erich Hauser
  • und seit 2014 Vorsitzender im Aktionsgebiet Oberer Neckar für das EU-Förderprogramm LEADER
  • CDU-Mitglied seit 1971,
  • von 1976 bis 1980 Kreisvorsitzender der Jungen Union,
  • von 1980 bis 1988 Zweitbewerber für die Landtagswahl,
  • von 1982 bis 2000 Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Rottweil,
  • Kreistagsmitglied von 1994 bis 2004
Foto: Baumgartner

Foto: Baumgartner

Wilhelm Rieber bringt im „Ruhe“stand als ehrenamtlicher Vorstandssprecher seinen wirtschaftlichen Sachverstand und seine organisatorischen Fähigkeiten in die Kunststiftung Erich Hauser ein.