Vor 75 Jahren entstand die CDU

Parteipolitische Innovation nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende im Jahr 1945 gab es gleichzeitig an verschiedenen Orten in Deutschland Bestrebungen von engagierten Katholiken und Protestanten, sich in einer gemeinsamen Partei zusammenzufinden, um Politik aus christliche Verantwortung zu gestalten. Mit diesem neuen Ansatz sollte die in der Weimarer Republik übliche parteipolitische Trennung der Christen entlang der Konfessionsgrenzen überwunden werden und ein kraftvoller Beitrag zur Neugestaltung von Staat und Gesellschaft geschaffen werden.

Mit den „Kölner Leitsätzen“ wurde bereits am 17. Juni 1945 ein erster Entwurf für ein Parteiprogramm vorgelegt. (4 Schreibmaschinenseiten!) Ein weiterer Markstein dieser Anfangszeit ist der „Berliner Gründungsaufruf“ vom 26. Juni 1945. Zur Würdigung dieser Ereignisse will die CDU-Bundespartei am 19. Juni 2020 einen Festakt veranstalten. Ob dieser allerdings stattfinden kann, ist zum Zeitpunkt der Fertigstellung des vorliegenden Beitrags (Anfang April) noch nicht absehbar.

Der Vollständigkeit halber soll noch ergänzt werden, dass in dem genannten Berliner Gründungsaufruf zwar die Adresse einer „Reichsgeschäftsstelle der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands“ genannt ist. Aber die förmliche Gründung der CDU als Bundespartei erfolgte erst auf dem 1. Bundesparteitag in Goslar vom 20. bis 22. Oktober 1950.

Entstehung der CDU in Rottweil

Die Rottweiler CDU trat erstmals mit einer Veranstaltung am 17. März 1946 an die Öffentlichkeit, so dass wir unsererseits im nächsten Jahr das 75jährige Bestehen feiern können. Aber wie sich dies im Umfeld einer Landtagswahl im Frühjahr und einer Bundestagswahl im Herbst sowie nach einer hoffentlich weitgehend überstandenen Corona-Krise konkret umsetzen lässt, muss vorerst offen bleiben.

Zur Geschichte der Rottweiler CDU gibt es keine zusammenhängende Darstellung. Einige Elemente der Gründung wurden vom ehemaligen Finanzminister Robert Gleichauf im Rahmen einer Chronik der Kreis-CDU aus dem Jahr 1981 dargestellt. Außerdem gibt es die Lebensbeschreibung des ersten Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen, Karl Gengler, die Werner Kessl verfasst hat und die anlässlich des 40jährigen Bestehens der Rottweiler CDU im Jahr 1986 erschienen ist.

Damals wurde dieses Jubiläum unter dem seinerzeitigen Stadtverbandsvorsitzenden Wilhelm Rieber mit einer Veranstaltungsreihe begangen, mit der der Bogen von der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland in die Gegenwart geschlagen und Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft gegeben werden sollten. Es wäre sicher sinnvoll, auch das „75jährige“ in diesem Sinne zu begehen: An den Anfang anknüpfen und den Blick in die Zukunft richten. Roter Faden der damaligen Veranstaltungsreihe war die Soziale Marktwirtschaft. Das Thema hat nichts an Aktualität verloren.

Vielleicht gelingt es ja, im Blick auf das Jubiläum in nächsten Jahr die eine oder andere Lücke in der Erinnerung an den Werdegang der örtlichen CDU zu schließen und dies mit Überlegungen zu verbinden, wie die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen sind. Dazu ist vorgesehen, einige Zeitzeugen zu porträtieren, die Ämter in der CDU bekleidet haben. Aber auch alle Mitglieder können sich mit Beiträgen im beschriebenen Sinne zu Wort melden.

Foto: Baumgartner

Faksimile eines Zeitungsauschnitts mit Bericht über die erste öffentliche Veranstaltung der CDU in Rottweil am 17. März 1946.